Mit Henning Mankell begann es bei mir: die Reihe der skandinavischen Krimis. Liza Marklund kam schnell hinzu, später dann Stieg Larsson, aus Finnland Leena Lehtolainen und aus Island Arnaldur Indridason. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass mich die Geschichten nie wieder so gepackt haben wie die ersten von Mankell. Irgendwann habe ich darum aufgehört, dem Hype um die skandinavischen Krimiautoren zu folgen.
Selfies fiel mir also nach Jahren der Abstinenz in die Hände. Warum nicht? Sonne, Strand und ein guter Thriller… Ich gab Hauptkommissar Carl Mørck eine Chance. Eine Leiche im Park, ein alter Fall, der diesem ähnelt, eine Serie an Todesfällen unter jungen Frauen, die eins gemeinsam haben: Sie gelten als Sozialschmarotzer und haben bisher keinen Tag ihres Lebens gearbeitet. Und dann ist da noch Rose, Mørcks Assistentin, die gegen ihre eigenen Dämonen kämpfen muss…
Meine anfängliche Begeisterung ließ nach, nachdem zwar der Autor viele Finten und Handlungsstränge ausgelegt hatte, aber nirgendwo so richtig verweilte. Was mich aber letztendlich so richtig nervte, war seine Sprache: Oberflächlich, platt, mit schiefen Metaphern und fragwürdigen Bildern (Liebe Lektorate, wo seid Ihr denn? Wir brauchen Euch doch!). So wie diese Formulierung hier: „Lis lehnte ihre hübsche Brustpartie über den Tresen.“ Oder: „Assads Augenbrauen schlugen Purzelbäume.“ Wie habe ich mir das vorzustellen? Oder dies hier: „Harte Ledersohlen auf Betonboden, das hörte man hier unten nur selten. (…) Es war ein unheilverkündendes Geräusch – wie in einem schlechten Hollywood-Kriegsfilm, wenn sich ein Nazi-Offizier nähert.“ Eine angemessene Metapher, wenn die Chefin vorbeischaut?
Fans, die Jussi Adler-Olsen die Stange halten (ich weiß, das ist auch eine sehr gewagte Redewendung in diesem Zusammenhang…), gibt es reichlich. Da braucht es mich nicht auch noch. Darum lautet mein persönliches Fazit: Meine Lesezeit ist mir dafür zu schade. Da gibt es vielleicht noch andere Autoren aus dem hohen Norden, die etwas sorgfältiger erzählen.
Jussi Adler-Olsen: Selfies, dtv Verlagsgesellschaft, März 2017, 576 Seiten.