Selbsthilfegruppe für Eltern

Erst war ich im Kinofilm „Das Pubertier“ – mit zwei Pubertieren im Schlepptau. Danach habe ich mir den dritten Teil der Reihe gekauft: „Und ewig schläft das Pubertier“. Ich habe viel gelacht, im Film vor allem über die Eltern. Sogar das Pubertier musste an manchen Stellen hämisch lachen und raunte Sätze wie: „Alter, was macht der da? Was für’n Larry!“ (Ich weiß, Eltern sind sooo peinlich…)

Schön zu sehen, dass die Erwachsenen doch eigentlich die sind, die am Rad drehen und sich kaum merkwürdiger verhalten als ihre heranwachsenden Sprösslinge. Der Film wäre zu überdreht, sagen manche. Eine „Krawallkomödie“, so lese ich es in der WELT, die dennoch konstatiert, Regisseur Leander Haußmann habe alles richtig gemacht. Und das finde ich auch. Der Film gießt die von Jan Weiler aufgeschriebenen Episoden aus dem Alltag mit pubertierenden Kindern in Spielfilmlänge. Für mich ist das mehr Wert als eine Selbsthilfegruppe für Eltern: Lachen ist die beste Medizin. Je überdrehter, desto besser. Denn wie soll man sonst die Jahre überstehen, in denen man nie weiß, was als nächstes kommt. Von den erst kürzlich gekauften Turnschuhen heißt es heute, noch nicht einmal der „letzte Kevin“ trage sie noch. Über den fünf Jahre alten Flatscreen sagt das Pubertier: „Davon bekomme ich ja Augenkrebs!“ Frage ich, was der beste Freund Max so treibe, kiekst es: „Hä, welcher Max?“ Gleichzeitig ernte ich einen Blick, als stünde ich kurz vor der Einweisung in ein Altersheim. Die Stimmungen der Pubertiere sind schwieriger vorherzusagen als ein tropischer Wirbelsturm. Manchmal rede ich bereits mit mir selbst und frage mich allen Ernstes: „Bist du dumm, Digger?“

Mehr als einmal fühle ich mich von den Geschichten, die Jan Weiler als selbsternannter Versuchsleiter aus dem Pubertierlabor sammelt, so ertappt, als hätte er unsere Wohnung verwanzt und beschreibe nicht seinen oder irgendeinen, sondern exakt unseren Alltag. Das hat auch etwas Tröstliches: Das, was auf mich wie ein Ausnahmezustand wirkt, ist der Alltag vieler Eltern. Wir müssen da gemeinsam durch. Wer der Selbsthilfegruppe für Eltern mit Pubertieren beitreten möchte, braucht einfach nur Jan Weilers Geschichten zu lesen. Danach geht es gleich etwas besser.

Jan Weiler: Und ewig schläft das Pubertier, Piper Verlag, Juli 2017, 176 Seiten.

Der Trailer zum Kinofilm: Das Pubertier

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