Dieses Buch passt auf den ersten Blick nicht wirklich in die Reihe der Bücher, über die ich hier sonst so schreibe. Das Wolkenschloss ist auch überhaupt meine erste Erfahrung mit Kerstin Gier. Aber warum nicht mal eine Art modernes Weihnachtsmärchen lesen? Schießlich war gerade erst Weihnachten…
Fanny Funke aus Achim bei Bremen ist die Jahrespraktikantin im Wolkenschloss, einem Grandhotel in den Schweizer Bergen. Hier ist sie das Mädchen für alles: Kinderbetreuung, Aushilfe im Wellnesbereich, an der Rezeption, im Service… und schnell avanciert sie auch zur guten Seele des in die Jahre gekommenen Hotels. Sie hat für jeden ein offenes Ohr und ein gutes Wort übrig. Nur der kleine Don, das verzogene Früchtchen eines Baumoguls, bringt sie regelmäßig an die Grenze ihrer Gutmütigkeit. Als sie zufällig ein Gespräch der beiden Montfort-Brüder belauscht, dass das Hotel verkauft und komplett umgestaltet werden soll, ist sie entsetzt. Dons Vater beabsichtigt aus dem Wolkenschloss einen seelenlosen Kasten zu machen. Der Charme und die besondere Geschichte des Hotels wären dann für immer verloren. Neben diesen Sorgen um die Zukunft des Wolkenschlosses gibt es noch ganz andere Probleme zu lösen: Da verliert die alte Frau Ludwig einen Ring, der kurz darauf bei der russischen Oligarchengattin Stella Jegorow auftaucht und von dem ominösen Tristan, der einfach viel zu gut für diese Welt aussieht, gestohlen wird. Die Angst vor Hoteldieben ist aber nur eine Gefahr, der Fanny sich plötzlich gegenübersieht, vielmehr beschäftigt sie, was der durchgeknallte Thrillerautor von den Grandhotelentführern zu erzählen weiß. Ob diese im Wolkenschloss ihr nächstes Opfer ausspähen? Fanny hält Augen und Ohren besonders offen und gerät in die Schusslinie zwielichtiger Typen.
„Es heißt auch immer, dass der Verstand in Zeiten höchster Gefahr am besten arbeite und einem glasklare Einsichten schenkt. Aber das war bei mir ebenso wenig der Fall. Ich wusste nicht mehr, wer gut und wer böse war. Und die einzige glasklare Einsicht, die ich gerade vorweisen konnte, war, dass Schalldämpfer an Pistolen wirklich den Schall dämpften.“
Die Zutaten für den Plot sind einfach: eine große Portion Humor, Spannung, natürlich Liebe und Romantik und genügend Schneefall als Zuckerguss. Und das Beste: Im Wolkenschloss ist das Happy End im Service inbegriffen! Ich für meinen Teil habe mich – wider Erwarten, ich gebe es zu – gut amüsiert.
Kerstin Gier: Das Wolkenschloss, Fischer Verlag, Oktober 2017.