Wenn ich bei gefühlten 30 Grad nachts nicht schlafen kann (Dachgeschosswohnung!), aber ich zu müde bin, um noch zu lesen, greife ich zum Hörbuch. In ganz schlimmen Fällen von Nicht-Einschlafen-Können nimmt Hector mich an der Hand und geleitet mich ins Land der Träume. Genaugenommen ist es nicht Hector oder sein Schöpfer Françoise Lelord. Es ist vielmehr die Stimme August Zirners, der nun schon zum xten Mal Hector seine Stimme leiht – und was für eine! Eine tiefe, warme, volle, sonore Stimme, die durch meinen Körper fließt wie warme Schokolade (Außentemperaturen werden plötzlich unerheblich).
Ich gestehe: Immer, wenn ich nachts nicht schlafen kann, egal aus welchem Grund, lasse ich mich von dieser Stimme in den Schlaf begleiten – oder, etwas platter formuliert: in den Schlaf lullen (August Zirner könnte mir den Wetterbericht vorlesen und es würde funktionieren… Der einzige Nachteil: Weil ich dann doch immer wegdöse, brauche ich unendlich lange für ein Hörbuch!).
In diesem Fall: Hector und die Kunst der Zuversicht. Eine wunderbare Verbindung von Stimme und Inhalt, der schnell erzählt ist: Wieder einmal geht der Psychiater Hector auf Reisen. Seine Frau Clara, die in New York arbeitet und die er nur selten sieht, hat beim letzten Telefonat durchblicken lassen, dass sie mit ihrer Fernbeziehung unglücklich ist. Weil Hector sich scheut, sie direkt darauf anzusprechen, was das für ihre gemeinsame Zukunft bedeutet, fliegt er erst einmal durch die halbe Welt, um seine Freunde zu befragen, wie sie Beruf und Liebe unter einen Hut bekommen und welche Prioritäten sie setzen. Am Ende steht dann die Aussprache mit Clara an.
Das Muster der Erzählung orientiert sich an denen der sieben Vorgängerbände. Es geht um das, was im Leben wichtig ist. Und so werden Themen wie Glück, Zufriedenheit, Sinnsuche, Liebe, Freundschaft immer wieder miteinander zu einer Geschichte gerührt, die nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Reisen einlädt. Auch wenn da inhaltlich mittlerweile nicht mehr viel Neues kommt und das Ende voraussehbar ist, wenn man einen Lelord/Hector kauft, bekommt man, was der Name verspricht.
Am besten ist, man lässt sich die Geschichte von August Zirner vorlesen und schnurrt dabei – wie ich – wie ein Kätzchen. Süße Träume!
Françoise Lelord: Hector und die Kunst der Zuversicht, Piper, April 2018, 240 Seiten.