Butter bei die Fische

Der Einlass in den VIP-Bereich war dank Allmens selbstsicheren und herablassenden Auftretens noch unproblematischer. Er wurde sofort an einen Tisch an der Brüstung geführt, mit freier Sicht auf das Gewusel im zuckenden Stroboskoplicht. Der Technosound war schwer auszuhalten für Allmens Pianistengehör. Nicht nur wegen der Lautstärke.

Ich mag die Romanreihe um den Lebemann Johann Friedrich von Allmen. Er lebt auf großem Fuß, weil er gar nicht anders kann: frühkindliche Prägung oder so. Leider sind mittlerweile die Millionen aus seinem Erbe aufgezehrt. Darum hat er sich der Wiederbeschaffung von Luxusgütern verschrieben: Dieses Mal ist es ein edler Koi, der eine Million wert ist und leider gekidnappt wurde. Das geht nicht mal eben so, immerhin ist Boy knapp einen Meter groß und 23 Kilo schwer: ein Prachtexemplar eben. Da braucht man mehr als eine Person, um ihn verschwinden zu lassen. Einen Plan für die Suche nach Boy haben Allmen und sein treuer Diener – und mittlerweile Geschäftspartner – Carlos nicht. Aber das kennen wir ja aus den Vorgängerbänden. Also tut Allmen, was er am besten kann: Er geht erst einmal auf ein paar Partys. Und so lernen er und Carlos erst die High Society auf Ibiza kennen.

Privatjets, Luxusfincas, teure Weine, erlesene Speisen, exzentrische Millionäre und schöne junge Frauen … Das sind die Zutaten von „Allmen und der Koi“, der der sechste Band in der Allmen-Reihe ist. Leider muss ich – auch als Suter-Fan!!! – sagen, dass er für mich den schwächsten der sechs Bände abgibt. Nicht nur die Spannungskurve fehlte dieses Mal (okay, Spannung ist auch nicht das Hauptmerkmal der Geschichten), auch die Handlung empfand ich als sehr bemüht und konstruiert – die Lösung recht einfach. Und die hübsche Akina? – – (Spoileralarm) Keine Überraschung für mich am Ende. Ich liebe die Beschreibungen, wie Allmen sich in den gehobenen Kreisen bewegt, wie er auf Etikette wertlegt, nie kurze Hosen trägt und niemals die Anrede „Sie“ aufgibt – all das ist wunderbar beschrieben und wie immer kurzweilig.

Etwas ausufernd fand ich die genaue Speisenfolgen, die kein Ende nehmen wollten. Auch die Fachsimpeleien über Fisch waren langatmig. Dass Carlos – wenigstens er! – mal kurz in Gefahr geraten ist, hat etwas Spannung gebracht. Aber die Story plätscherte dahin. Mehr als einmal habe ich mich gefragt: Wann geht’s denn mal richtig los? Jetzt mal Butter bei die Fisch!

Fazit: leichte Kost für einen Sonntagnachmittag – Fisch eben!

(Nichtsdestotrotz: Ich kann mir gut vorstellen, dass die Verfilmung mit Heino Ferch als Allmen und Samuel Finzi als Carlos es schafft, dem Plot etwas mehr Spritzigkeit zu verleihen … freue mich schon darauf!)

 

Martin Suter: Allmen und der Koi, Diogenes Verlag, 224 Seiten.

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