Stefan Schwarz muss sein

Kennt Ihr Stefan Schwarz? Es ist nicht das erste Mal, dass ich hier eine Lobeshymne auf ihn anstimme. Stefan Schwarz habe ich über seine Kolumnen kennengelernt. Mein erstes Buch seiner gesammelter Werke war: „Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut (2008)“. Für mich gehört er damit in eine Reihe neben Axel Hacke und Jan Weiler. Seit 2012 bietet Stefan Schwarz nun auch die lange Romanform an. Wenn pubertierende Jugendliche im Haushalt leben, empfehle ich: „Das wird jetzt ein bißchen wehtun (2013)“ … Aber zurück zu seinem aktuellen Wurf: „Da stimmt was nicht“ ist als Taschenbuch gerade bei Rowohlt erschienen.

Tom Funke ist die Synchronstimme des Hollywoodstars Bill Pratt. Gerade erst hat er den Vertrag seines Lebens ausgehandelt: Als erster Synchronsprecher überhaupt ist er am Umsatz des nächsten Bill Pratt Blockbusters beteiligt. Der Geldsegen lässt nicht auf sich warten. Plötzlich scheint es für ihn ganz neue Perspektiven für die Zukunft zu geben. Endlich ein Eigenheim? Kein Problem! Vielleicht eine Affäre? Warum nicht? Es könnte nicht besser laufen – bis Tom Funke auf ein Meet-And-Greet mit Bill Pratt eingeladen wird, der gerade durch Europa tourt und seinen neuen Film bewirbt. Tom bekommt vor dem Treffen zwar die Instruktion, Bill Pratt auf keinen Fall, aber auch wirklich unter keinen Umständen, einen Gefallen zu tun, egal, um was ihn der Superstar bittet. Aber als ihn Bill Pratt nach dem Treffen auf dem Handy anruft, hat Tom diesen Ratschlag längst vergessen und das, um was ihn Bill bittet, ergibt sowieso wenig Sinn … also erweist er ihm den Gefallen. Doch diese Entscheidung wird Folgen haben.

Tom Funke ist, finde ich, ein typischer Stefan Schwarz Charakter: mäßig erfolgreich, in den besten Jahren (oder kurz danach), läuft im Krisenmodus, ein bißchen Looser, ein bißchen Draufgänger, eine starke (oder abgeklärte) Frau an seiner Seite. Das besondere an Tom Funke, also quasi das Pfund, mit dem er wuchern kann: Er besitzt eine einzigartige Stimme. Es scheint eine Laune der Natur zu sein, dass seine kraftvolle Stimme leider nicht mit seinem unscheinbaren Äußeren in Einklang zu stehen scheint. Stimme und Aussehen passen einfach nicht zusammen. Dafür passt seine Stimme wunderbar zu dem markigen Bill Pratt (Vorsicht, Namensspiele finden sich im Roman überall!).

„Ich begriff, dass ich Bill Pratt für die Zuschauer in einer Weise sprach, die ihm im deutschen Sprachraum überhaupt erst so großartig machte. Die Deutschen sind ein gebrochenes Volk, und sie wollen gebrochene Helden. Bill Pratt war von seiner Anlage her eher ein Good Guy und Family Man, aber durch meine Stimme bekamen seine Rollen, erhielt er selbst eine Art unterschwellige Ironie und eine stählerne Kante, eingebettet in einen sonoren Bariton. Seine deutsche Stimme signalisierte jedem: Ich bin einer von den Guten, aber ich kann auch ganz anders. Und dieses Gut-Sein, aber auch Ganz-anders-Können ist der Markenkern der deutschen Seele. (S. 15)“ – Der Höhenflug des Tom Funke nimmt seinen Lauf …

Mein Fazit: Ja, für mich muss es Stefan Schwarz sein. Aber ich gebe zu, dass dieser Roman – aus meiner Sicht – schwächer ist als seine anderen Werke. Der Plot bleibt in etwa so blass wie das Buchcover, das ich wirklich für eins der uninspiriertesten halte, das ich kenne, sorry, lieber Rowohlt Verlag! Blass bleiben auch die Nebencharaktere wie z. B. seine Ehefrau Ulrike (Ulle) oder sein Sohn Linus. Trotzdem habe ich die Geschichte in einem Rutsch runtergelesen – und das ist doch auch etwas, oder? Wirklich schlechte Bücher beende ich nämlich nicht.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte:

https://www.rowohlt.de/buch/stefan-schwarz-da-stimmt-was-nicht-9783737100939

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