Bereit?

Advent und ich führen eine komplizierte On-Off-Beziehung. Erst kann ich es nicht erwarten, freue mich wie bolle und stimme jauchzend ein in der Engelein Chor. Nichts schreckt mich ab: nicht der Blick in den Kalender, in dem kaum ein freier Tag, geschweige denn ein freies Wochenende zu finden ist, auch nicht die To-Do-Listen, die länger und länger werden, gut, die Kalorien, die ich in mich hineinschaufle, sind eine Anfechtung, aber schließlich ist nur einmal im Jahr Weihnachten. Mitte Dezember schlägt die Stimmung dann langsam um. Ich mag ihn nicht mehr, den Advent. Nun heißt es durchhalten, bloß nicht die gute Laune verlieren. Atme den Stress doch einfach weg, sage ich mir (und auch die Kalorien, den Alkohol, den verspannten Nacken und die Menschen mit den albernen Nikolausmützen)! Sei achtsam mit deinen Lieben und bitte um Erleuchtung, was du deinen Eltern und Schwiegereltern in diesem Jahr schenken könntest. Ich habe wirklich keine Idee. Fototassen, Fotokalender oder Fotokissen scheiden aus. – Machen wir uns nichts vor. Die letzten Tage vor Weihnachten werden hart. Wenn du glaubst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo … okay, mein Lieber, irgendwann ist es geschafft. Im Januar sind wir geschiedene Leute.
Ich schwöre: Ich werde Advents-Minimalistin. Eine Kerze, ein Tannenzweig, ein trockener Butterkeks – das reicht. Mehr Advent braucht es nicht.
Dem ganzen Glitzer-Geschenke-Feier-Punsch-Wahnsinn verweigere ich mich – nächstes Jahr. Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach. Oder ist der Geist das Problem, mein Gedächtnis zu schwach … egal. Kaum wedelt jemand vor meiner Nase mit einem Lebkuchenherz oder reicht mir einen dieser überteuerten, pappsüßen Glühweinbecher, bin ich die Erste, die ruft: Her mit dem Zeug!
Advent. Ich komm nicht los von dir.
Last Christmas, I gave you my heart
But the very next day, you gave it away.
Im Weihnachtsohrwurm Nummer eins geht es übrigens auch um Beziehungsprobleme. Dabei sollte der Wham!-Hit aus dem Jahr 1984 eigentlich Last Easter heißen. Ganz egal ob Ostern oder Weihnachten – Michael George besingt eine verflossene Liebe. Doch Kopf hoch, auch der ärgste Liebeskummer ist irgendwann verflogen. Du wirst dich wieder verlieben und feststellen: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben! Das wusste schließlich schon Jürgen Marcus.
Genauso ist es auch mit mir und Advent.
Jedem Advent wohnt der Zauber einer neuen Liebe inne.
Neues Spiel – neues Glück.
Ich bin bereit.
Ihr auch?

Mehr davon in:

Tanja Griesel: Hilfe, Advent! Ein Adventsbegleiter fast ohne Zuckerguss, erschienen bei BoD 2021; 3. Auflage (68 Seiten, Ringbuch mit Fotos in Fotobuchqualität)

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