Das neue Normal – 2022 beginnen

Für mich ist jetzt eine gute Zeit, noch einmal John Green zur Hand zu nehmen – wobei, Bücher von John Green sind wohl zu keiner Zeit eine schelchte Wahl. Dieses hier „Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen“ ist eine lockere Zusammenstellung von Themen, die mit uns Menschen zu tun haben, darum wohl auch der noch gar nicht so alte Begriff „Anthropozän“ im Titel, weil es um das Zeitalter des Menschen geht.

Es sind „Notizen zum Leben auf der Erde“, wie der Untertitel erklärt. Es geht u. a. um Teddybären, Super Mario Kart, Duftsticker und Sonnenuntergänge. John Green trägt skurrile, manchmal banale und gleichzeitig interessante Fakten zusammen. Ich habe das Buch nicht an einem Stück gelesen, sondern nach Lust und Laune aufgeschlagen. Ich lese die Kapitel auch nicht hintereinander weg, sondern springe je nachdem, welches Thema oder welche Kapitelüberschrift heute mein Interesse weckt. Es ist ein Lesebuch.

Dem Impressum zufolge erschien es 2021 sowohl auf Englisch, als auch in Deutsch. Es ist also ein sehr aktuelles Buch. Nicht alle Texte wurden vermutlich 2020 geschrieben, aber einige. So bezieht sich das Kapitel „You never walk alone“ explizit auf den Beginn der Pandemie. Ich kann mich noch gut an die Anfangsmonate der Pandemie erinnern, an den ersten Lockdown. Damals gab es noch regelmäßig Applaus für das Pflegepersonal. Im Radio wurde eine Gedenkminute eingelegt und dann spielten alle Radiosender zur selben Zeit Gerry and the Pacemaker „You never walk alone“. Wir sind nicht allein. Wir schaffen das – gemeinsam. Durchhalten und einander Mut zusprechen, ist wichtig. 2022 ist es immer noch wichtig. Aber die Puste geht langsam aus.

John Greens Kapitel „You never walk alone“ beginnt mit Worten, die im Mai 2020 aufgeschrieben wurden und sich als wahr erwiesen haben. Fast prophetisch klingt das:

„Sie lesen das wahrscheinlich in meiner Zukunft – vielleicht in einer so fernen Zukunft, dass „das“ vorüber ist. Dabei weiß ich: Wirklich vorbei wird es niemals sein; das neue Normal wird anders sein als das vergangene. Aber es wird ein neues Normal geben und ich hoffe, Sie werden es erleben, und ich hoffe, ich werde es mit Ihnen erleben.“

Dann erklärt John Green, dass „You never walk alone“ aus einem ungarischen Musical entlehnt ist und schon oft gecovert wurde. Gerry and the Pacemakers haben 1963 mit ihrer Version den Vogel abgeschossen, weil er zur Hymne des Liverpool Football Club wurde. Durchhalten. Nicht aufgeben. Durch Stürme hindurch. Hoffnung. Die einfache Bildsprache des Liedes wirkt, wie auch John Green zugeben muss. „Walk on with hope in your heart“ – das ist kitschig, auf jeden Fall, und eigentlich würde meine persönliche Kitsch-Warn-Ampel auf Rot springen, aber ich sehe es wie Green:

„… bei mir wirkt das Lied. Vielleicht liegt es am vielfach wiederholten „walk on“. Ich glaube, zu den grundlegenden Dingen, die uns zu Menschen machen, gehören: 1. Wir müssen weitermachen, und: 2. Niemand ist allein unterwegs. Vielleicht fühlen wir uns alleine (…), aber selbst wenn uns das Abgesondertsein gerade niederdrückt, sind wir nicht allein.“

Nicht jedes Kapitel bezieht sich auf unsere aktuelle Situation und klingt so rührig, aber jetzt, am Anfang eines neuen Jahres und mitten in der Omikron-Welle (!), tut es doch gut, was Green hier schreibt. Darum verlinke ich Euch hier auch noch den Song: Gerry and the Pacemakers.

Wer dazu einen Kontrast braucht, blättert einfach gleich weiter zu Diet Dr Pepper oder zu Velociraptoren …

Klare Leseempfehlung und wie John Green, der am Ende eines jeden Kapitels Sterne vergibt (auf einer 5-Sterne-Skala), vergebe ich hier fünf Sterne.

(Herrlich übrigens, wie Green auch im Impressum seinen Senf und Sterne dazugibt…)

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