Der Plan

Heute gibt es mal wieder ein Hörbuch – und zwar ganz frische Ware, erst seit letztem Monat auf dem Markt. Julie Clark: Der Plan. Und vorweg: Britta Steffenhagens Stimme ist einfach großartig. Eine raue Reibeisenstimme, die einem im Gedächtnis bleibt. Sie liest und betont wunderbar. Ich könnte ihr stundenlang zuhören. Sie könnte auch Kochbücher oder Straßennamen vorlesen und ich bliebe dabei, ohne dass es mir langweilig würde. Eine klare Hörempfehlung also! Und die Story war wieder einmal einer Julie Clark würdig. Worum geht es?

Meg Williams ist eine Hochstaplerin. So wird sie zumindest von vielen gesehen. Aber trifft es der Ausdruck wirklich? Sie ist keine Kriminelle, zumindest tut sie nicht, was sie tut, um sich zu bereichern, sondern um Gerechtigkeit herzustellen. Sicher, es ist ihre Art von Gerechtigkeit – und der Grat zwischen Rache und Recht ist schmal. Sie agiert nach einem Kodex, den ihr eine Mitschülerin einmal mit auf den Weg gegeben hat: Frauen sollen sich gegenseitig unterstützen. Frauen müssen zusammenhalten. Meg war in der High School schon eine Einzelgängerin. Sie hatte nicht viel Freunde. Ihre Mutter war krank und ist an Krebs gestorben. Zuvor hatte sie ihr Haus an einen windigen Immobilienmakler verloren, in den sie sich verliebt hatte: Ron Ashton. Meg lebt damals in einem klapprigen Van und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie schlägt sich durch – irgendwie, aber aber Dauer kann das so nicht weitergehen. Sie überlegt, wo ihre Talente und Stärken liegen und stellt fest: Sie kann hervorragend und überzeugend jemand anderes sein. Sie kann sein, wer sie will. Sie kann Menschen täuschen und dazu bringen, ihr das zu geben, was sie will. Damit ist die Betrügerin geboren. Aber ihre Opfer wählt Meg nach besonderen Kriterien aus. Sie widmet sich Männern, die Frauen betrügen, mißhandeln, aufs Kreuz legen. Ihr erstes Opfer: Ein Schulleiter, der auf junge, sehr junge Frauen steht …

Das allein liest sich schon spannend. Nun aber kommen verschiedene Zeitebenen hinzu. Neben Meg ist auch Kat eine der Hauptpersonen, aus deren Perspektive erzählt wird. Kat ist eine Journalistin, die Meg schon sehr lange auf den Fersen ist. Ihre persönliche Geschichte ist mit Meg verwoben. Sie möchte sie unbedingt als Betrügerin entlarven und eine große Story veröffentlichen. Als sich ihr nach 10 Jahren endlich die Möglichkeit dazu bietet, kommt sie Meg dabei sehr nahe und erkennt, dass Meg nicht die ist, für die sie sie gehalten hat. Ist Meg eine große Manipulatorin oder eine Freundin? Oder ist sie beides? Kats Leben gerät über ihren Recherchen völlig aus den Fugen. Das läuft auf ein großes Finale hinaus: Denn Meg hat beschlossen, sich an der Person zu rächen, die ihr und ihrer Mutter so viel Leid zugefügt hat. Ihr Opfer heißt Ron Ashton – und er kandidiert mittlerweile für den Senat. Alles, was Meg bisher getan hat, war so etwas wie eine Vorbereitung auf diesen einen Coup: Ron Ashton zu Fall zu bringen. Aber da ist eben auch noch Kat … wird Kat zu einem Problem für Meg?

Ich habe es gemocht. Vor allem gefiel mir, wie Julie Clark den Grundsatz, dass Frauen einander unterstützen sollten, durchgezogen hat. Denn das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Während Männer ihre Seilschaften pflegen, machen Frauen sich gern gegenseitig das Leben schwer. Auch in meiner beruflichen Karriere waren Frauen oft diejenigen, die mich angegriffen und mir Erfolg missgönnt haben. Mittlerweile ändert sich das oder, was meint Ihr? Ich finde, Frauen sollten in anderen Frauen keine Bedrohung, sondern Verbündete sehen.

Julie Clark schreibt – für mich – auf der Höhe der Zeit, ihre Protagonistinnen überzeugen mich und das alles in einem spannenden Plot! Was will frau mehr?

Julie Clark: Der Plan. Erschienen bei Randomhouse.

Noch einmal Julie Clark.

Julie Clark als Audible Hörbuch.

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