Es gibt Bücher, die sind glatt und glänzend wie Nordseekiesel – wie Handschmeichler, nur dass diese Romane einen nicht haptisch berühren, sondern ein wohliges inneres Gefühl zurücklassen. Wenn man von der ersten Zeile an weiß, dass die Geschichte gut ausgehen wird, dass auch der schwärzeste Punkt der Protagonisten noch wohlfeil daherkommt und ich mich beruhigt und ohne Sorge zurücklehnen kann, dann halte ich zwar keine Empfehlung des Feuilletons in den Händen, aber einen durchaus soliden Mittelklasseroman.
Gerade ist mir das – überraschenderweise – mit den Büchern von Christina Beuther passiert. Ein Zufall, ein spontaner Klick und ich landete bei Spotify auf „Luisa wagt das L(i)eben“. Die perfekte Wochenendzerstreuung, wenn man ansonsten, wie ich, gerade Umzugskartons auspackt und im Chaos hockt. Protagonistin Luisa arbeitet für eine große Werbeagentur in Berlin, ebenso wie ihr Freund Mark, mit dem sie sich ein schickes Loft teilt. Doch obwohl ihr Leben perfekt erscheint – toller Job, tolle Wohnung, toller Mann – fühlt sie eine Leere in sich, die sie nicht füllen kann. Sie beschließt, sich eine kleine Auszeit zu gönnen und fährt mit ihrem besten Schulfreund Nik für eine Woche nach Dänemark. Dort stellt sie fest, was nun wirklich kein Geheimnis war: Sie liebt Nik. Nik liebt sie. Aber die Erkenntnis scheint zu spät zu kommen. Nik wird in drei Wochen heiraten. Schlechtes Timing. Ob es dennoch ein Happy End geben kann? Luisa wagt einen Neuanfang.
Natürlich: Die Story ist nicht neu. Aber ich hatte dennoch Spaß daran, sie bis zum Ende zu hören. Christina Beuther bedient sich einer schönen Sprache, die durch die professionelle Stimmen von Marylu Poolman und Markus Bachmann direkt ins Ohr geht. Am Ende der Geschichte ist alles wunderbar rund wie der schon erwähnte Nordseekiesel. Da sehe ich gern über etwaige Klischees hinweg (und auch über den beschriebenen Körperkult, die Männer treiben unglaublich viel Sport und alle sehen immer umwerfend aus), die es auch in die Geschichte geschafft haben.
Kann man von einer Geschichte auf die Autorin schließen? Wenn ja, stelle ich mir Christina Beuther als eine lustige, sympathische Frau vor, die mit sich im Reinen ist und daher für die Nöte andere stets ein offenes Ohr hat – sie ist vielleicht selbst so wie z. B. ihre beiden Figuren Tom und Anne, die Luisa in Köln aufnehmen und ihr in der Krise den Rücken stärken. Keine Ahnung. Aber hier stimmt für mich das Gesamtpaket.
Warum kann es für mich nicht immer Murakami, Fitzek oder Yanagihara sein? Verstörend, spannend oder unglaublich tragisch?
Die Antwort überrascht mich selbst. Und ist doch gar nicht überraschend: In stressigen Zeiten, wenn der Alltag mich bis zum Äußersten fordert, ist mein Leben schon nervenaufreibend genug. Dann ist ein humorvoller oder romantischer Roman oder eine Mischung aus beidem das perfekte Mittel, um abzuschalten. Je nach Stimmungslage sollte es Bücher auf Rezept geben. Habt einen schönen Sonntag da draußen!