Kummer aller Art

„Kummer aller Art“ ist eine Geschichtensammlung: literarische Kolumnen aus PSYCHOLOGIE HEUTE. Die Geschichten bieten Lesehäppchen für zwischendurch.

Bevor meine ganz persönliche Einschätzung zu „Kummer aller Art“ falsch verstanden wird, stelle ich klar: Ich bin Mariana-Leky-Fan. Ihr aktuelles Werk ist eine Sammlung von kleinen Begebenheiten aus dem Alltag der Autorin (?), was sich sehr authentisch und persönlich liest. Knapp 40 Geschichten auf 176 Seiten. Sie sind allesamt (sorry!) recht harmlos: Sie lesen sich sprachlich schön, aber kaum etwas davon ist mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben. Ich glaube, es sollen humorvoll verpackte Lebensweisheiten sein.

Es ist schon ein paar Wochen her, dass ich das schmale Büchlein gelesen habe. Ich muss es noch einmal zur Hand nehmen, um mir Details in Erinnerung zu rufen. Da gibt es zum Beispiel Frau Wiese, die sich verliebt und Herrn Pohl, der einsam ist. Man könnte denken, so wie Frau Leky schreibt, Frau Wiese sei Rentnerin, aber tatsächlich handelt es sich um eine Frau um die vierzig. Die Autorin siezt sich trotzdem mit ihrer Nachbarin, was einerseits herrlich altmodisch, andererseits etwas zu betulich klingt. Ich denke, dass das zum besonderen Schreibstil der Autorin gehört, mir aber bei ihren anderen Werken nicht so negativ aufgefallen ist, vielleicht weil „Was man von hier aus sehen kann“ so überaus originell geschrieben war. Oder soll das aus der Zeit gefallene Siezen genau das sein: originell?

„Kummer aller Art“ liest sich so weg. Das schon. Es liest sich gut. Wenn das Buch eine Süßspeise wäre, wäre es ein großes Stück Sahnetorte. Lecker. Ein Gaumenschmaus. Man erfreut sich am Augenblick. Aber nach ein paar Stunden kommt der Hunger. Bei mir in der Regel der Hunger auf etwas Herzhaftes.

Gepflegte Langweile? Das klingt viel böser, als es gemeint ist. Reizend, liebevoll, heiter, warmherzig sind passende Adjektive. Aber eben auch hier und da altbacken und betulich – so wirken die kurzen Episoden auf mich. Seicht, süßlich, platt, lese ich in manchen Rezensionen. Andere schreiben wiederum, die Texte seien frei von Kitsch und Balsam für die Seele. Keine Ahnung, was denn nun zutrifft. Ich kann mich auch nicht so ganz entscheiden. Aber dass ich nicht in der Lage bin, noch eine der kleinen Geschichtchen nachzuerzählen, gibt mir zu denken. Vielleicht liegt das ja auch nur an meinem wirklich sehr schlechten Gedächtnis (…).

Mein Fazit

Bildet Euch eine eigene Meinung. Ich bleibe unentschlossen. Für mich halte ich fest: „Kummer aller Art“ war keine Zeitverschwendung. Aber an die Außerordentlichkeit von „Was man von hier aus sehen kann“ langen die Geschichtchen nicht ran.

Ich warte dann mal auf den nächsten Roman von Mariana Leky. Und freue mich auf mehr.

Mariana Leky: Kummer aller Art, Dumont Verlag, Juli 2022.

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