Totenklippe

Diesen Band der Dark-Iceland-Reihe fand ich uneingeschränkt gut. Schneekalt, düster und sogar weihnachtlich ist dieser Krimi. Es ist die vierte Geschichte um Ari, den jungen Polizisten aus Siglufjörður. Nachdem wir ihn schon aus Reykjavik bis hoch in den Norden gefolgt sind, er sich von seiner Freundin Kristin getrennt hatte, dann aber wieder mit ihr zusammengekommen ist, erwarten die beiden nun ihr erstes Kind – und wünschen sich ein ruhiges Weihnachtsfest zu zweit. Doch es kommt anders.

Eine junge Frau, Asta, wird hoch im Norden an einer Felsenklippe tot aufgefunden. Ist sie gesprungen, weil sie sich das Leben nehmen wollte? Wurde sie gestoßen? Oder war es ein Unfall? Mysteriös ist, dass an genau derselben Stelle bereits ihre 5-jährige Schwester und ihre Mutter ums Leben kamen. Zu viele Zufälle, findet Tómas Aris früherer Chef, der mittlerweile im Dezernat Gewaltverbrechen in der Hauptstadt arbeitet. Er bittet Ari, ihm bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Dazu muss er Siglufjörður über Weihnachten verlassen. Und Kristin begleitet ihn auf seiner Dienstreise, um Weihnachten nicht allein verbringen zu müssen.

Isländisches Weihnachten ist anders als unseres – anders und schön. Wenn es draußen kalt ist, sich die Landschaft schneeweiß vor einem ausbreitet und die Nordlichter eine besondere Atmosphäre in den Himmel zaubern, sitzen die Isländer in der warmen Stube … und lesen. Ja, sie lesen! Zumindest tun das viele von ihnen. Denn Lesen hat Tradition zu Weihnachten. In der Vorweihnachtszeit werden in Island die meisten neuen Bücher veröffentlicht und auch die meisten Bücher verschenkt. Bücher zählen in Island traditionell zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken. Und so kauft auch Ari ein Buch für Kristin (und ein Schmuckstück). Früher wurde in Island einander am Heiligen Abend vorgelesen. So beschreibt es Ari bzw. Ragnar Jónasson. Dieser Brauch ist wirklich wunderbar, andere Bräuche sind hingegen gewöhnungsbedürftig. Tómas bestellt z. B. kurz vor Weihnachten in einem Lokal „fermentierten Rochen“. Diese ausschießlich vor Island vorkommende Rochenart ist nur nach einer besonderen Zubereitungsart genießbar, bei der ein sehr strenger Geruch nach Ammonik freigesetzt wird (riecht wie faule Eier?). Trotzdem gehört Rochen offenbar zu einem typischen Weihnachten dazu. Genauso wie das besondere Fladenbrot, von dem Ari und Tómas ebenfalls kosten: das Laufabrauð.

Natürlich erweisen sich zumindest zwei von den drei Unglücksfällen an der Totenklippe als handfester Mord. Ari gräbt so tief, bis er auch das letzte Familiengeheimnis gelüftet hat. Das ist wirklich spannend zu lesen – spannender als die letzten beiden Bände. Obwohl der Fall auch dieses Mal wieder weit in die Vergangenheit reicht, laufen in der Gegenwart die Fäden zusammen.

Mein Fazit: Gute Unterhaltung. Mit düsterer Weihnachtsstimmung und einem überraschend geborenen Weihnachtsbaby inklusive!

Frohe Weihnachten oder Gleðileg jól!

Ragnar Jonasson: Totenklippe.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s