Wenn ich an Ursula Poznanski denke, fallen mir aus dem Stehgreif einige Buchtitel ein: Erebos 1 und 2, Saeculum, Thalamus, Elanus, Cryptos … dies sind bestimmt noch nicht alle Bücher der Autorin und auch nicht in der richtigen Reihenfolge (über einige gibt es auf meinem Blog bereits Buchbesprechungen), denn Ursula Poznanski ist eine fleißige Schreiberin. Ganz besonders gut hat mir die Eleria-Trilogie gefallen, die in einer dystopischen Zukunft nach einer Klimakatastrophe spielt. All die aufgezählten Buchtitel gelten offiziell als Jugendromane. Das hat mich allerdings nicht davon abgehalten, sie zu lesen. Zielgruppen- und Genregrenzen sind heute fließend. Für mich braucht es keine Schubladen (Marketing hingegen lebt und liebt es…). „Stille blutet“ ist nun der Auftakt einer neuen Poznanski-Reihe. Ganz offiziell handelt es sich hierbei um „Literatur für Erwachsene“. Es ist nicht der erste Thriller oder Krimi, den Ursula Poznanski vorlegt. Erst einmal muss ich sagen, dass alle ihre Bücher spannend sind – und den Poznanski eigenen Thrill mitbringen. Oft spielen sie in einer fiktiven und verstörenden Zukunft. Seit einigen Jahren schreibt Ursula Poznanski aber auch „ganz normale Gegenwarts-Krimis“, z. B. hat sie 2012 eine Reihe um die Ermittler Kaspary und Wenninger begonnen, zwei (?) gemeinsame Krimis mit Arno Strobel geschrieben, und dann gibt es auch noch die Vanitas-Trilogie um eine Wiener Blumenhändlerin. Mit „Stille blutet“ beginnt sie eine neue Reihe, eine neue Kommissarin, ein neuer Fall. Wer gern in Serie liest, darf sich freuen: Der zweite Fall „Böses Licht“ ist gerade erschienen – nach Band 1 kann also sofort weitergelesen werden. Ich empfehle allen, die einsteigen wollen, tatsächlich mit Band 1 zu beginnen.
Inhalt
Schauplatz ist Wien. Nadine Just ist eine Nachrichtensprecherin. Sie ist sehr von sich eingenommen und im Kollegenkreis nicht gerade beliebt. Vor laufender Kamera liest sie die Ankündigung vor, dass sie schon bald ermordet werden wird. Hat sich hier jemand einen üblen Scherz erlaubt, um Nadine eine ihrer vielen Gehässigkeiten heimzuzahlen? Doch es ist kein Scherz. Bald darauf wird sie tatsächlich ermordet. Die Polizei ermittelt. Es folgen weitere Mordfälle nach ähnlichem Muster: Der Tod wird angekündigt – und bald darauf wird die Person ermordet. Die Mordserie verbreitet sich über die Medien rasend schnell. Der Hashtag #inkürzetot trendet. Die Polizei steht vor der Herausforderung, echte Ankündigungen von falschen zu unterscheiden. Alle Mordopfer haben zwar eine Todesankündigung erhalten, aber scheinbar gibt es keinerlei Verbindungen untereinander. Die junge Kommissarin Fina Plank fragt sich, wo der rote Faden ist … Als immer mehr Hinweise auf Tibor Glaser, den Ex-Freund von Nadine Just, weisen, nimmt die Ermittlung Fahrt auf. Aber geht sie auch in die richtige Richtung?
Man möge es mir nachsehen, aber …
Man möge es mir nachsehen, aber mir hat es nur so durchschnittlich gut gefallen. Vielleicht bin ich ja im Jugendroman hängengeblieben und habe den Sprung noch nicht geschafft zur neuen Poznanski. Das kann sein. Trotzdem: Tibor Glaser wird bereits im Klappentext als „Weiberheld“ und „aalglatter Werbefachmann“ vorgestellt. Er entspricht so sehr dem Klischee, dass es mich gruselt. Muss das sein? Und der Aufbau der Geschichte ist vorhersehbar: Tibor Glaser soll zum Sündenbock gemacht werden. Er scheint selbst alles daran zu setzen, dass die Polizei ihn verdächtigt. Er handelt völlig kopflos und gegen jeden gesunden Menschenverstand. Fina Plank, die Ermittlerin, bleibt leider auch viel zu blass. Ja, da sind die üblichen Anfeindungen im Kollegenkreis, ein Kollege, der frauenfeindliche Sprüche absondert und gegen Fina Plank voreingenommen ist. Auch das – nichts Neues. Trotz einer stattlicher Zahl an Toten habe ich mich gelangweilt (großes SORRY!).
Cliffhanger!
Überraschung: Die Keule kam zum Schluss und die hat mit der besonderen Erzählkonzeption der Geschichte zu tun: Es gibt eine unbekannte Stimme aus dem Off. Der Mörder oder die Mörderin meldet sich zwischen den Kapiteln zu Wort. (Im Hörbuch wechselt dann sogar die Sprecherstimme.) Diese Stimme hat das letzte Wort. Um zu erfahren, was es mit ihr auf sich hat, muss man Band 2 lesen … Chapeau, Frau Poznanski!
PS: Ach so, noch etwas, kann mir jemand den Titel erklären? Stille blutet?
Stille blutet gibt es als Taschenbuch im Droemer Verlag.
Teaser der Autorin bei youtube gibt es hier.
Natürlich empfehle ich – wie gewohnt – das Hörbuch, das u. a. bei audible verfügbar ist. Hervorragend eingelesen von Julia Nachtmann.
Böses Licht ist der zweite Band der neuen Reihe um Fina Plank.