Liebe, Kitsch und Happy End

Warum nicht mal Liebe, Kitsch und Happy End? Es ist Sommer. Und hier kommt die passende Sommerlektüre für zwischendurch. Genre: RomCom. Romantisch und humorvoll. Love, theoretically von Ali Hazelwood.

Ali Hazelwood ist ein Pseudonym. Natürlich ist es das. Klingt viel zu gut, oder? Aber damit fängt sie schon an: die Erfolgsgeschichte. Ein klangvoller Name, ausgefallen, witzig. Irgendetwas mit Liebe im Titel – und ein Schreibstil, der leicht und unterhaltend ist, aber keineswegs zu seicht. In manche Pressetexte verirrt sich sogar das Label „feministische“ Liebesgeschichte, weil Ali Hazelwoods Protagonistinnen in der Regel taffe Wissenschaftlerinnen sind, genauso wie die Autorin selbst. Die Autorin ist Neurobiologin mit eigener Professur und kann viele wissenschaftliche Veröffentlichungen vorweisen. Das erklärt, warum ihre Geschichten sehr glaubwürdig in der Welt der Wissenschaft spielen. Sie weiß offenbar sehr gut, wovon sie da schreibt.

Ich gebe zu, das Genre RomCom steht bei mir nicht ganz oben auf meiner Leseliste. Aber wer diesen Blog verfolgt, kommt schnell dahinter, dass ich eine Allesleserin bin: quer durch das literarische Angebot. Nun also: Romantic Comedy. Dieses Label trifft es auf den Kopf. Romantik und Humor sind die wichtigsten Zutaten für die Plots von Ali Hazelwood. Wenn man Ali Hazelwood kauft, bekommt man, was der Name verspricht: Mann findet Frau. Frau findet Mann. Es gibt ein paar Mißverständnisse und Hindernisse, etwas Erotik und dann auch Sex (sehr ausführlich beschrieben…). Vom Feuilleton unbeachtet, dafür unzählige Male gekauft oder geklickt. Und wie in meinem Fall: gehört. Das Hörbuch kann ich nur empfehlen, wunderbar eingesprochen von Viola Müller.

Worum geht es?

Elsie ist Physikerin. Sie hofft auf eine Festanstellung. Aber bis es soweit ist, muss sie sich ihr schmales Gehalt aufbessern. Außerdem ist sie nicht krankenversichert. Und weil sie Diabetikerin ist, fallen regelmäßig Kosten für Medikamente an. Seit einigen Jahren geht Elsie darum mit Männern auf Fake-Dates und wird dafür gut bezahlt. Man kann sie über eine Agentur buchen und bekommt eine empathische, hübsche junge Frau. Im Leistungsspektrum nicht inbegriffen ist natürlich Sex. Soweit, so gut. Als Elsie die Fake-Freundin von Greg spielt, begegnet sie auch Gregs Bruder Jack. Jack scheint sie ganz und gar nicht zu mögen. Ständig beobachtet er sie, fragt sie aus – und dann wird er auch noch Zeuge einer ihrer Schwächeanfälle.

Als sich Elsie um eine begehrte Festanstellung als Physikerin bewirbt, fällt sie aus allen Wolken: Jack heißt eigentlich Jonathan Smith-Turner und ist sowohl der Rockstar der experimentellen Physik, als auch der Erzfeind der theoretischen Physik, die Elsie vertritt. Wird Jack Elsies Doppelleben publik machen? Kann sie ihren Traum von einer wissenschaftlichen Karriere nun ein für allemal vergessen? Aber Jack scheint ganz andere Dinge im Sinn zu haben. Nur zu schade, dass Elsie, die doch so gut Menschen lesen und deuten kann, aus Jack nicht schlau wird. Dieser Mann ist ihr ein Rätsel. Aber sie wird es lösen…

Unterhaltungsliteratur. Was gibt es daran zu kritisieren?

Okay, die Charaktere bewegen sich dann doch in den üblichen Klischeekisten: der Mann ist unfassbar „gut gebaut“, groß und stark und in der Regel reich und erfolgreich, die Frau dagegen zierlich, klein und „arm“ und wartet noch auf ihren beruflichen Durchbruch. Alle aber sind – zum Glück – auch „sehr“ intelligent. Leider wirkt sich die Intelligenz bei den Frauen nicht auf ihr Selbstwertgefühl aus. Letzte Zweifel werden erst in den Armen eines starken Mannes überwunden.

Ali Hazelwood schreibt immer darüber, wie Akademiker*innen endlich auch die Liebe fürs Leben finden. Spleenige Nerds, arrogante Professoren, verkopfte Einzelgänger. Schön, dass sich ihrer auch jemand annimmt. Wenn jetzt die äußeren Merkmale etwas zurückgefahren würden, gefiele es mir noch besser. Muss es denn immer Albert Einstein im Körper von Chris Hemsworth sein?

Love, theoretically

Wer mehr über Ali Hazelwood erfahren will, findet weitere Infos – und all ihre Bücher – auf der Seite des Aufbau Verlags.

Als Hörbuch bei Audible, wunderbar gelesen von Viola Müller.

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