Vergissmeinnicht 2

Triggerwarnung

Eingefleischte Kerstin Gier Fans sollten diesen Beitrag nicht lesen. Dies ist kein Verriss, auf keinen Fall, aber ich finde durchaus kritische Worte. Es gibt ein paar Dinge, die mich beim Lesen wirklich aufgeregt haben. Trotz allem: Band drei werde ich auch lesen, wenn er erscheint (im nächsten Jahr?). So bin ich. Kerstin Gier hat mich am Haken, ganz gleich, was meine Kritikpunkte sind. Und vielleicht überrascht mich der nächste Teil ja auch. Ich gebe der Geschichte auf jeden Fall noch eine Chance. Aber jetzt erst einmal zum zweiten Teil der Fantasygeschichte: Vergissmeinnicht 2. Was bisher verloren war.

Achtung, Bestseller

Auf der Bestsellerliste steht Vergissmeinnicht 2 ganz oben. Das Cover ist wieder einmal top, auch wenn es „nur“ eine Variante des ersten Covers ist. Es macht ja Sinn, einer Reihe ein corporate design zu verpassen. Ich hatte Band zwei der neuen Fantasy-Reihe von Kerstin Gier vorbestellt. Pünktlich zum Erscheinungstag war das Buch bei mir: Das Hörbuch in diesem Fall. Ich kann die Audio-Version wieder einmal uneingeschränkt empfehlen. Gelesen wird der Quinn-Teil von Timmo Niesner und der Matilda-Teil von der wunderbaren Jasna Fritzi Bauer. Für mich sind Hörbücher mittlerweile ein großer Gewinn. Ich kann dranbleiben an einer Geschichte und nebenbei Sport machen oder irgendeine öde Hausarbeit erledigen.

Obwohl ich vom ersten Teil nicht wirklich überzeugt war, wollte ich dann doch wissen, wie es mit Quinn und Matilda weitergeht. Teil zwei fand ich nun wirklich besser, aber so richtig schlau werde ich aus dem Ganzen nicht. Die Hauptpersonen haben alle Hände voll zu tun, aber sie verlieren sich auch in Details und stochern im Nebel. Wo läuft die Geschichte hin? Wo ist der rote Faden?

Inhalt

Die Geschichte knüpft unmittelbar an den ersten Teil an. Quinn hatte am Ende des ersten Bandes seine besonderen Fähigkeiten entdeckt und damit sich und Matilda vor der feurigen Jeanne gerettet. Seine Superkraft: Er kann die Luft beherrschen und Wind entstehen lassen (wow, was für eine Wahnsinnskraft, hilft leider selten aus wirklich brenzligen Situationen…). Um Matilda nicht in Gefahr zu bringen, macht Quinn mit Matilda Schluss. Aber schon am Anfang von Band 2 gibt es eine erneute Annäherung, zum Glück.

Quinn unternimmt immer häufiger Ausflüge in den Saum. Dort versucht er mehr über sich und seine eigene Geschichte zu erfahren und darüber, wie sein Vater gestorben ist. Matilda, die als Sterbliche nicht durch eins der Portale in die andere Welt gehen kann, bekommt durch den kleinen Dämon Bax die Möglichkeit, im Traum den Saum zu besuchen. Dies ist ein cleverer Kniff – aber auch enttäuschend! Da wird so viel Aufhebens um den Saum gemacht, und Quinn und Matilda streiten sich oft darum, und dann ist es für Sterbliche doch sooo einfach. Und die Geschichte mit den Traumtüren in eine andere Welt ist leider auch keine besonders kreative oder neue Idee. Einige Kerstin Gier Fans sind der Auffassung, dass die Autorin bewusst an früher erschaffene Welten anknüpft (Traumtüren gab es wohl auch in ihrem Fantasyroman „Silber“?). Vielleicht sind der Autorin aber auch die Ideen ausgegangen?

Ich finde, es ist nicht nachzuvollziehen, dass es für Matilda plötzlich so einfach ist und für alle anderen so kompliziert. Quinn und die Saumleute können einfach durch die Portale spazieren. Außerdem gibt es eine kleine Gruppe von Medizinstudenten, die einem Geheimbund angehören. Sie haben eine „medizinische“ Möglichkeit gefunden, den Saum zu betreten. Diesem Geheimbund gehörte auch schon Quinns Vater Yuri an. War Yuri als doch kein Saumwesen? Offenbar schon. War er ein Saumwesen und wusste es nicht? Keine Ahnung. War er ein Saumwesen und wusste es – warum hat er dann seine Freunde getäuscht? Fragen über Fragen. Und noch etwas: Was haben denn die Studenten davon, sich den Gefahren des „Übergangs“ in die Saumwelt auszusetzen? Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Auf jeden Fall ist ihre Methode sehr gefährlich und Quinn hat ständig damit zu tun, einen von ihnen aus der Saumwelt zurück in die Realität zu holen.

Was mir gut gefallen hat

Die wahre Heldin ist in diesem Band Matilda. Und das hat mir gut gefallen. Ihre Rolle hatte mich im ersten Teil genervt. Die biedere, frömmelnde Art von Matilda und ihrer Familie wurde im zweiten Teil zurückgefahren. Matilda erweist sich als sehr klug und mutig. In mehreren brenzligen Situationen hat sie den rettenden Einfall. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass eigentlich nicht Quinn, sondern vielleicht Matilda die „Auserwählte“ sei. (Vielleicht ist sie das? Ich würde mich freuen.) Auf jeden Fall steht Matilda für mich im Zentrum der Geschichte (Quinn wäre verloren ohne sie). Und der geniale Cliffhanger am Ende bestätigt das.

Auch der Charakter der Jeanne wurde weiterentwickelt. Sie ist jetzt nicht mehr Quinns erbitterte Widersacherin – mit dem Kampf zwischen ihr und Quinn endete ja der erste Teil. Im Kampf steht sie nun des Öfteren auf Quinns Seite. Welche Ziele sie wirklich verfolgt? Das ist noch nicht ganz klar. Weil sie mit ihrem Auftrag (Band 1) gescheitert ist, wurde sie verstoßen. Stattdessen besucht sie jetzt das Gymnasium von Quinn und Matilda, will ihre verpasste Jugend nachholen und u. a. einen Schulball organisieren … okay, das hätte niemand gebraucht. Aber ansonsten ist Jeanne ein spannender Charakter.

Aber was ist eigentlich Quinns Ziel? Ich denke, er weiß es selbst nicht.

Die größte Leistung, die Quinn und Matilda erbringen müssen, ist, einen der Medizinstudenten im Saum vor einem bösen Wesen zu retten. Das ist nett, durchaus, aber wofür ist das wichtig? Das meine ich mit: Die Geschichte verliert sich in Details und Erzählsträngen, die den größeren Zusammenhang dahinter nicht erkennen lassen: Es erschließt sich mir nicht, inwieweit die beiden Hauptpersonen Quinns Bestimmung nähergekommen sind. Wofür braucht es denn nun einen Auserwählten? Nur ein einziges kleines Puzzleteil fügt sich neu ein. Quinn kommt dahinter, dass die Menschen im Saum keine Erinnerung an tote Saumwesen besitzen. Jeder, der stirbt, wird sofort vergessen … Dies ist ein interessanter Erzählstrang, dem hoffentlich im nächsten Teil mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Hier gibt es das Buch.

Hier geht es zum Hörbuch.

… und hier geht’s zur Seite der Autorin.

Ach ja, von Kerstin Gier habe ich auch schon Wolkenschloss besprochen. Ein wunderbares Buch!

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