Die Köchin von Bob Dylan. Ich koche gern und Bob Dylan find ich auch toll. Also: Das Buch gegriffen und gekauft. Bereits nach den ersten Sätzen ist klar, dass hier nicht gekocht wird, Dylan nicht auftritt und zumindest der Anfang weder in Amerika noch in der Gegenwart spielt. Aber das Buch beginnt ja auch mit einem Prolog, einer Rückschau, die sich mir erst später erschließen soll. Also weiter. Markus Berges versteht auf jeden Fall sein Handwerk:
„Der Wind hatte sich auf den Weg gemacht, über Steppen und Felder, und verschwendete sich nun in den Fängen von Helenenfeld.“
Ich las Seite um Seite, aber keine Köchin, kein Bob Dylan… Denn eigentlich geht es um Jasmins 1944 verschollenen Großvater und eine Reise in die Vergangenheit – das ist legitim und vielleicht auch viel spannender, als zu erfahren, wie es ist, für Dylan zu kochen, aber ich fühle mich ab Seite siebzig betrogen um das, was der Titel mir versprach und was mich doch zum Kauf ermutigt hat. Auch der Klappentext bereitete mich nicht wirklich auf die Geschichte zwischen den Buchdeckeln vor und nährt meine Fantasien und Hoffnungen noch: „Sie war die Köchin von Bob Dylan.“ Dabei hätte ich es ahnen können, denn einige Zeilen vorher der Satz: „Eigentlich interessierte Musik sie auch nicht besonders.“ Mich aber. Die falsche Fährte, die der Titel gelegt hat, lässt mich dann auch irgendwann die Lust verlieren. Ich mag nicht mehr. Nun liegt das Buch auf dem Nachttisch und wartet, ob es nicht doch noch in einer schlaflosen Stunde zu Ende gelesen wird.
In einer Rezension las ich, dass der Titel mit dem Inhalt recht wenig zu tun habe, äh, ja, kann man so sagen: Es geht weder um Bob Dylan noch ums Kochen. Punkt. Ein anderer Buchtitel wäre vermutlich weniger verkaufsfördernd, dafür aber ehrlicher gewesen. Schade, um die Geschichte. Vielleicht gebe ich ihr, wenn etwas Gras über meine Bob-Dylan-Köchinnen-Fantasien gewachsen ist, eine zweite Chance?
Die Köchin von Bob Dylan, Markus Berges, 288 Seiten, Rowohlt Berlin